Crosetto: „Die Zeiten haben sich geändert, auch die NATO muss sich ändern“

„Die NATO hat in ihrer jetzigen Form keine Daseinsberechtigung mehr. Einst war der Atlantik das Zentrum der Welt, heute ist es die ganze Welt“, sagte Verteidigungsminister Guido Crosetto aus Padua am Rande einer Konferenz. „Früher waren die USA und Europa das Zentrum, heute sind es alle anderen, zu denen Beziehungen aufgebaut werden müssen. Wenn die NATO gegründet wurde, um Frieden und gegenseitige Verteidigung zu garantieren, oder wenn sie sich zu einer Organisation entwickelt, die diese Aufgabe übernimmt, indem sie mit dem Süden der Welt kommuniziert, wird sie zu etwas grundlegend anderem, sonst werden wir das Ziel der Sicherheit innerhalb allgemeingültiger Regeln nicht erreichen.“ Um dann wenige Stunden später klarzustellen: „Das Zentrum der Welt sind nicht mehr die USA und die EU, die NATO muss sich an die veränderten Themen anpassen.“

Zu einer möglichen Nutzung der in Italien vorhandenen US-Stützpunkte im Falle einer möglichen Beteiligung der USA am Nahostkonflikt lässt Minister Crosetto wissen, dass „es ein Abkommen gibt, das die Nutzung der Stützpunkte regelt, die aus anderen als den üblichen Gründen genutzt werden müssen, aber derzeit liegt kein entsprechender Antrag vor. Es hat keinen Sinn, über etwas zu reden, das es nicht gibt, aber jedes Mal, wenn das Parlament darum bittet, hinzugehen und Bericht zu erstatten, gehen wir hin. Das ist keine Praxis, sondern eine Verpflichtung“, bricht er ab.

Crosetto versucht, hinsichtlich des hypothetischen Risikos einer Beteiligung unseres Landes an den aktuellen Konflikten zu beruhigen: „Italien muss sich keine Sorgen machen. Ich muss mir Sorgen machen, denn ich trage die Verantwortung für die Verteidigung. Kriege sind noch weit entfernt, auch wenn die Welt sich in einer schwierigeren Lage befindet als vor vier bis fünf Jahren.“